Von Imam Ridha, der Friede sei mit ihm, wird überliefert: „Ein Gläubiger ist nicht gläubig, ehe er nicht im Besitz von drei Eigenschaften ist.“ Damit ist nicht gemeint, dass wir überhaupt keine Gläubigen seien, falls wir über diese drei Eigenschaften nicht verfügen sollten, sondern dass wir in diesem Fall keine vollkommenen Gläubigen sind. Es bedeutet aber auch nicht, dass wir vollkommene Gläubige in Absolutheit würden, denn es gibt noch weitere Eigenschaften, die für die Vollkommenheit des Glaubens eminent sind. Mit dieser Aussage ist gemeint, dass diese drei Eigenschaften in der Vervollkommnung des Glaubens eines Gläubigen einflussreich sind, wodurch sie eine herausragende Stellung einnehmen. Es handelt sich um Eigenschaften und Handlungsanweisungen, die der Gläubige aus drei bestechenden Quellen beziehen muss:

  1. Eine Tradition von seinem Herren
  2. Eine Tradition von seinem Propheten
  3. Eine Tradition von seinem Statthalter.

Göttliche Tradition: Bewahren von Geheimnissen

Die Eigenschaft, die der Gläubige von seinem Herren erlernen muss, ist die Geheimhaltung von Geheimnissen. Gott, der Allmächtige, spricht: „(Er ist) der Kenner des Verborgenen. Er enthüllt niemandem das, was bei Ihm verborgen ist.“ [2] Er macht keinem offenkundig, was exklusiv seine Verborgenheit betrifft, „außer demjenigen, mit dem er als Gesandten zufrieden ist.“ [3] Es gibt also eine Ausnahme. Wir sollen demnach nicht nur unsere eigenen Geheimnisse geheim halten, sondern auch das verbergen, was uns vonseiten Dritter als Geheimnis anvertraut wurde. Dies ist eine göttliche Tradition.

Prophetische Tradition: Nachsichtigkeit

Aber zur Tradition, die der Gläubige von seinem Propheten lernen muss, „so ist es der nachsichtige Umgang mit den Menschen.“ Wir müssen nachsichtig mit den Menschen sein, denn der erhabene Gott legte seinem Propheten auf: „Nehme die Entschuldigung an, gebiete das Rechte und wende dich von den Ignoranten ab.“ [4] Mit der Abwendung von den Ignoranten ist nicht gemeint, dass man sie keines Blickes mehr würdigen oder sich mit ihnen streiten solle, sondern dass man ihnen nicht übermäßige Beachtung und Bedeutung beimessen soll. Falls jemand mal einen Fehler begehen oder etwas Falsches sagen sollte, so sollt ihr nachsichtig mit ihm sein. Seid nachsichtig und milde zu denjenigen, mit denen ihr nicht zu 100% einer Meinung seid. Ja, dort, wo man das Gute gebieten muss und sich für Gott aufzuopfern hat, sind die göttlichen Gebote zu vollstrecken. Aber es ist nicht die Verfahrensweise von gläubigen Menschen, sich auf einen festen Standpunkt zu fixieren und absolut keine Rücksicht auf andere zu nehmen, die auch nur leicht davon abweichen.

Tradition göttlicher Statthalter: Duldsamkeit

Die Tradition, die der Gläubige von seinem Statthalter lernen muss, ist „die Duldsamkeit in Zeiten der Erschwernis und Bedrängung.“ Göttliche Statthalter sind geduldig und ertragen Schwierigkeiten, seien sie nun persönlicher Natur oder allgemeiner, wie bspw. Sanktionen oder die unterschiedlichen Verschwörungen. Gegenüber diesen Nöten sind sie geduldig und kommen nicht vom Weg ab, sie sind standhaft. Dies müssen wir von den Statthaltern Gottes lernen, wo Gott doch spricht: „Und die Duldsamen in der Not und Bedrängnis sowie zu Kriegszeiten, sie sind diejenigen, die die Wahrheit gesprochen haben und sie sind die Gottesehrfürchtigen.“ [5] „Diejenigen, die die Wahrheit gesprochen haben“ sind jene Gläubigen, über die es in diesem Vers heißt: „Unter den Gläubigen gibt es Personen, die die Wahrheit gesprochen haben hinsichtlich dem, worin sie Gott einen Eid schworen.“ [6] Diese Personen sind sie, sie haben in Ehrlichkeit ihr Wort gehalten, „sie sind die tatsächlichen Gottesehrfürchtigen.“ [7]

عن الرضا عليه السلام قال: لا يكون المؤمن مؤمنا حتى يكون فيه ثلاث خصال: سنة من ربه وسنة من نبيه وسنة من وليه

فأما السنة من ربه فكتمان سره، قال الله جل جلاله: عَالِمُ الْغَيْبِ فَلَا يُظْهِرُ عَلَىٰ غَيْبِهِ أَحَدًا إِلَّا مَنِ ارْتَضَىٰ مِنْ رَسُولٍ. وأما السنة من نبيه فمداراة الناس، فقال: خُذِ الْعَفْوَ وَأْمُرْ بِالْعُرْفِ وَأَعْرِضْ عَنِ الْجَاهِلِينَ. وأما السنة من وليه فالصبر في البأساء والضراء، ويقول الله جل جلاله: وَالصَّابِرِينَ فِي الْبَأْسَاءِ وَالضَّرَّاءِ وَحِينَ الْبَأْسِ أُولَـٰئِكَ الَّذِينَ صَدَقُوا وَأُولَـٰئِكَ هُمُ الْمُتَّقُونَ

Al-Saduq, Muhammad bin Ali: Al-Amali.  S. 198.
Lektionen
Geheimhaltung von Geheimnissen eines selbst sowie von Dritten
Nachsichtigkeit im Umgang mit Menschen
Toleranz hinsichtlich anderer Meinungen und Ansichten
Geduld und Ausdauer in Zeiten der Not und Schwere

[1] Al-Saduq, Muhammad bin Ali: Al-Amali.  S. 198.

[2] Heiliger Qur’an, Sura al-Dschinn (72):26.

[3] Heiliger Qur’an, Sura al-Dschinn (72):27.

[4] Heiliger Qur’an, Sura al-A‘araf (7):199.

[5] Heiliger Qur’an, Sura al-Baqarah (2):177.

[6] Heiliger Qur’an, Sura al-Ahzab (33):23.

[7] Imam Khamenei, 04. Januar 2016

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein