Es gibt eine Wahrheit namens Tod. Er ist das Ende einer Frist. Stellt euch vor, ihr seid jemandes Schuldner, der euch eine einwöchige Frist einräumt, zu der ihr euren Kredit getilgt haben müsst. Diese Periode ist unsere Kreditfrist. Genauso wurde uns auch in unserem diesseitigen Leben eine Frist eingeräumt. Bei einigen läuft sie im Kindes- oder Jugendalter ab, bei anderen reicht sie ins mittlere bzw. weit ins hohe Alter hinein: „Und manch einer von euch wird in das schlimmste Greisenalter gebracht.“ [1] In den Überlieferungen wird auf zwei Fristen des Lebensendes eingegangen:

  • Der fixe Todeszeitpunk
  • Der variable Todeszeitpunkt

Einige Tode erfolgen aufgrund des Ablaufs einer fixen Lebenszeit, die unveränderlich ist. Andere treffen abhängig von bestimmten Faktoren nach einer variablen Lebensdauer ein. So verlängert sich bspw. die Lebenszeit, wenn ihr spendet oder die Beziehungen zur Familie pflegt usw. Letztendlich hat jeder von uns eine Frist, mit deren Ablauf wir diese Welt mit all ihrem Guten und Schlechten, Schönheiten und Abscheulichkeiten, Erleichterungen und Erschwernissen, endgültig hinter uns lassen und in eine Welt eintreten, die wir nicht kennen.

Das eigentliche Leben ist im Jenseits

Wo befindet sich diese Frist? Wir wissen es nicht. Was wir wissen müssen und in Erfahrung bringen können, ist, dass diese Frist mit rasender Geschwindigkeit auf uns zueilt. Genauso wie wir uns einem Ziel rapide nähern, sobald wir mit einem schnellen Gefährt unterwegs sind, rast unsere Frist auf uns zu und nähert sich fortwährend an. Wenn wir uns nun diese Annäherung vergegenwärtigen, sollten wir ein wenig über das Jenseits nachdenken, da sich das eigentliche, wahre und ewige Leben dort abspielt. Dies hier ist ein begrenztes Leben, dessen Begrenztheit wir aufgrund unserer Ignoranz und unserer Kurzsichtigkeit nicht wahrhaben wollen, wohingegen es doch dort die Ewigkeit und Fortsetzung gibt. Genau darüber spricht der Imam an dieser Stelle. Dass diese Angelegenheit jeweils durch die einzelnen Imame bis hin zu ihrem gütigen Urahn Amir al-Mu’minin in der Überlieferungskette erwähnt wurde, soll uns die Bedeutung dieser Thematik vor Augen führen.

Amir al-Mu’minin berichtet: „Würde der Gottesdiener seine Frist und ihre Geschwindigkeit sehen können, mit der sie auf ihn zueilt, so würde er all seine Wünsche verabscheuen und sich vom Diesseitsstreben abwenden.“ Hierbei sind die Wünsche gemeint, die man für gewöhnlich für das Leben hat. Sollte der Mensch begreifen, mit welcher Geschwindigkeit er auf jenes ewige Leben zurast, so würden ihm all seine diesseitigen Wünsche so wertlos und erbärmlich erscheinen, dass er sie verabscheut.

Gute Wünsche vs. Schlechte Wünsche

Allerdings ist klar, dass damit die persönlichen egoistischen Wünsche gemeint sind, die unsere diesseitigen Angelegenheiten betreffen. Hehre Wünsche und Ziele zu haben wie Religionsfachmann zu werden, ein rechtschaffener Mensch zu sein oder eine Quelle des Segens für die Schöpfung darzustellen sind ohne Frage davon ausgenommen. Überall dort, wo in den Überlieferungen maßlose Wünsche verurteilt werden, sind die niederen diesseitigen Wünsche gemeint. Ansonsten haben wir selbstredend den Wunsch, dass die Islamische Republik aus materieller wie auch spiritueller Sicht die Gipfel der Entwicklung und des Fortschritts erreichen möge. Derartige Wünsche zu haben ist sehr gut, denn wenn wir Wünsche und Ziele haben, strengen wir uns für sie an.

Mit dem Diesseitsstreben ist das persönliche Diesseits des Menschen gemeint. Ein Mensch rennt dem Diesseits nicht hinterher. Damit ist nicht gemeint, dass er für seinen Lebensunterhalt nicht sorgt, denn jeder muss sich um seinen Lebensunterhalt und um Notwendiges im Leben kümmern. Einige rennen aber diesseitigen Reichtümern nach und machen sich kaputt, um ihre Ziele zu erreichen. Sollten wir aber verstehen, mit welcher Geschwindigkeit unser Lebensende auf uns zurast, wird sich eine solche Einstellung auflösen. [2]

عن دَاوُدُ بْنُ سُلَيْمَانَ اَلْغَازِي قَالَ حَدَّثَنَا اَلرِّضَا عَلِيُّ بْنُ مُوسَى عَلَيْهِ السَّلاَمُ قَالَ حَدَّثَنِي أَبِي مُوسَى بْنُ جَعْفَرٍ قَالَ حَدَّثَنِي أَبِي جَعْفَرُ بْنُ مُحَمَّدٍ قَالَ حَدَّثَنِي أَبِي مُحَمَّدُ بْنُ عَلِيٍّ قَالَ حَدَّثَنِي أَبِي عَلِيُّ بْنُ اَلْحُسَيْنِ قَالَ حَدَّثَنِي أَبِي اَلْحُسَيْنُ بْنُ عَلِيٍّ عَلَيْهِ السَّلاَمُ قَالَ قَالَ أَمِيرُ اَلْمُؤْمِنِينَ عَلَيْهِ السَّلاَمُ : لَوْ رَأَى اَلْعَبْدُ أَجَلَهُ وَ سُرْعَتَهُ إِلَيْهِ لَأَبْغَضَ اَلْأَمَلَ وَ تَرَكَ طَلَبَ اَلدُّنْيَا

Al-Mufid, Muhammad bin Muhammad: Al-Amali, B.1, S. 309.
Lektionen
Halte dir fortwährend vor Augen, dass sich dir der Tod mit rasender Geschwindigkeit nähert
Verwerfe das Diesseitsstreben und maßlose Wünsche egoistischen Ursprungs
Hege göttliche Ziele und bemühe dich im Diesseits für sie
Verlängere deine Lebenszeit, indem du anderen Gutes tust und nutze sie so für dein ewiges Leben

[1] Heiliger Qur’an, Sura al-Nahl (16):70: وَمِنكُم مَّن يُرَدُّ إِلَىٰ أَرْذَلِ الْعُمُرِ

[2] Imam Khamenei, 06. November 2017.

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